
17 Jun In Gute Hände mit dem DuoPhonic
Ich denke, das Wortspiel ist nicht nur erlaubt, sondern auch erwünscht: Möchte man seine Musik nicht nur im Nirvana des endlosen Datenstroms unserer Zeit verschwinden sehen, sondern „richtig“ veröffentlichen und als Tonträger in den Händen halten, ist man richtig bei dem Label In Gute Hände und dem duophonic.
Stellvertretend für seine beiden Partner beantwortet mir Labelbetreiber, Musikliebhaber und nicht zuletzt Musiker David Jahnke ein paar naheliegende Fragen.
Tom: Hi David. Ich mich einmal quer durch die Releases von Eurem Label “ In Gute Hände“. Mein Herz schlägt schneller- ich habe sofort den Eindruck, hier geht es aus tiefster Überzeugung um Musik. Seid ihr dann überhaupt ein Label im klassischen Sinne, mit einem „Rooster“ an „ge-signten“ Bands, die „Units“ verkaufen müssen?
David: Wir sind kein Label im klassischen Sinne. Wir sind alle selbst Musiker und wollten ein kleines Netzwerk zwischen Bekannten und befreundeten Musikern schaffen. In Augsburg „ wurschtelt“ jeder vor sich hin und da wollten wir uns zusammentun. Das hat soweit auch ganz gut geklappt.
T: Vor allem auf US-Touren habe ich in der Vergangenheit Plattenfirmenchefs kennengelernt. Ich hatte immer den Eindruck, das seien eher Autoverkäufer. Du aber bist ja Musiker. Führen „Label-Boss“ und Musikfan einen ständigen Kampf in dir?
D: Ich führe viele Kämpfe in mir, aber als Label- „Boss“ und Musiker nicht. Ich sehe die ganze Sache auch mehr mit den DIY / Punk Augen. Es geht nicht um die Spitzenverkäufe und Chartplatzierungen.
T: Wie kommt die Verbindung zwischen In Gute Hände und Künstler zustande?
D: Wir kennen uns alle, haben seit Jahren miteinander zu tun oder wir haben uns, wie z.B. Sedlmeir auf einem gemeinsamen Konzert kennengelernt. Wir suchen also keine Künstler, sondern es passiert einfach.
T: Seid ihr breit interessiert an guter Musik oder doch auf ein Genre fokusiert? Kann jemand mit seiner Grind-Core Band an eure Türe klopfen?
D: Wir wollen uns keinem festen Genre zuordnen. Die Musik muss gefallen, darum geht es. Die Sachen die wir veröffentlichen, will ich auch selbst hören können. Das ist der wichtigste Punkt. Bei Grindcore könnte es schwierig werden, dann eher noch Crustpunk!
T: Erscheint In Gute Hände tatsächlich ausschließlich auf Vinyl und Kassette?
D: Jein! Wir veröffentlichen auf diesen beiden physikalischen Formaten, aber ganz ohne Digitalvertrieb geht es dann doch nicht.
T: Alle Welt behauptet, „DIE LP IST WIEDER DA“. Ich glaube,sie war nie weg. Aber darüber hinaus frage ich mich,ist die Schallplatte also auch wieder ein Geschäftsmodel das über Liebhaberei hinaus geht?
D: Für mich war die Schallplatte auch nie weg. Es war eben ein Nischenprodukt. Nun springen die Majors wieder mit auf und blockieren die ganze Produktion für ihre Represses. Die machen damit sicherlich Geld, denn sonst würden sie es ja nicht machen. Ansonsten… gute Frage! Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: Ja das geht. Wir sind ja mit unserer eigentlichen Firma duophonic ein Vinylschnitt/Masteringstudio und wickeln Pressungen ab. Und das schon seit 13 Jahren.
T: Das ist wahrscheinlich bezogen auf den Musikstil und Genre sehr unterschiedlich, kann man aber sagen, dass für eine junge, moderne Band neben der digitalen Verbreitung vor allem die LP wichtiger ist als eine CD?
D: CDs spielen für mich persönlich keine Rolle. Ich denke, dass Menschen, die auf Konzerte gehen, lieber eine Schallplatte mit nach Hause nehmen. Aber ich kann mich da irren, bin ja keine 25 mehr. Wobei, wenn ich die Veröffentlichungen im Bereich Vinyl ( auch außerhalb der Statistiken) anschaue und auch bei duophonic, dann merke ich, dass viele Sachen gar nicht mehr auf CD sondern nur Vinyl oder digital veröffentlicht werden. Mal sehen, was mit der CD passiert. Sie kommt bestimmt auch wieder. Wobei???
David Jahnke, Moritz Illner, betreiben seit 13 Jahren duophonic. Seit 2012 zusammen mit Bruno Tenschert das Label IN GUTE HÄNDE.[divider style=“dotted“ height=“10px“ ]
T: Da ist es ja sehr praktisch, dass sich DuoPhonic auf die Erstellung von Tonträgern spezialisiert hat. Zunächst aber ist DuoPhonic eine Dienstleistung, die jeder in Anspruch nehmen kann. Man muss nicht auf eurem Label sein(?)
D: Genau, wir sind wie oben geschrieben ein Vinylschnitt/Masteringstudio, wickeln aber auch CD/Schallplatten – Pressungen ab. Es kann jeder zu uns kommen. Wir beraten und helfen gerne weiter.
T: Ich frags jetzt einfach mal so laienhaft: Habt ihr tatsächlich eine…äh… Plattenpresse. Dh eine Band kommt mit einer Datei und kann mit leuchtenden Augen in der nächsten Woche einen Karton LPs bei euch abholen?
D: An der Plattenpresse sind wir dran! Wir haben eine Maschine für Vinyleinzelanfertigungen und eine Masterfolienschnittmaschine (eine NEUMANN VMS70 Cutting late). Wir arbeiten mit mehreren Presswerken in Deutschland zusammen und können somit fast jeden Wunsch erfüllen. Es ist auch wieder so, dass viele Presswerke keine neuen Kunden annehmen, da kommen wir dann ins Spiel.
T: Die technischen Abläufe werden auf eurer Webseite schön erklärt, trotzdem hier die Gretchenfrage: Grundsätzlich kann jede Musik auf Schallplatte gepresst werden. Sollten einige tontechnische Kriterien nicht erfüllt sein, kann das der Moritz im hauseigenen Mastering-Studio für Vinyl „aufbereiten“…
D: Ja klar, das ist unser „täglich-Brot“. Da der Sound immer ganz unterschiedlich auf das Medium LP reagiert, muss eigentlich fast bei jeder Produktion hier und da eine Kleinigkeit angepasst werden. Wir bieten auch das komplette Audiomastering speziell für Vinyl an. Das ist dann ein sehr kreativer Prozess und geht weit über das Korrigieren kleiner Fehler hinaus. Was nötig und möglich ist, hängt natürlich auch vom Budget der jeweiligen Produktion ab. Wir achten aber darauf, dass jedes Ergebnis, ob klein oder groß, unser Studio mit dem bestmöglichen Vinylsound verlässt.
T: W O R T ! Dankeschön….